Bioresonanz
(nach Dr. F. Friedrichs, Dr. B. Niggemann, in: Atopie-Sprechstunde, Supplement zu TW Pädiatrie, November/Dezember 1995). Zugegeben, ein „alter“ Artikel, der an Aktualität allerdings nichts verloren hat.
Ein „neuer“ Beitrag kommt in der Süddeutschen Zeitung übrigens zu dem gleichen Ergebnis, sehen Sie hier.
Oder hätten Sie’s gerne wissenschaftlicher: die Schweizerische Ärztezeitung, Prof. Wütherich, hier
Doch hier der Beitrag von Friedrichs/Niggemann:
Bioresonanz-Therapie bei Ihrem Kind? Wer profitiert davon?
Liebe Eltern,
Ihr Kind leidet an einer atopischen Erkrankung. Ihr Kinderarzt hat Sie mit der Diagnose Neurodermitis, Asthma bronchiale oder Heuschnupfen konfrontiert und auf festgestellte Allergien als Ursache hingewiesen.
Verständlicherweise stellten Sie daraufhin die Fragen: Sind diese Allergien heilbar? Was kann man tun? Sie erhielten Informationen über
Allergie-Vermeidung, Hyposensibilisierung, medikamentöse Therapien usw.
Und alles klang sehr kompliziert und langwierig
Da hörten Sie von dieser neuen Methode Bioresonanz-Therapie, mit der man Allergien einfach löschen kann. Scheint ja eine tolle Sache zu sein!
Wir sagen hierzu Vorsicht und möchten Ihnen deshalb folgende wichtige Informationen geben:
Die Bioresonanz—Therapie beruht auf wissenschaftlich nicht bewiesenen Behauptungen, wie beispielsweise der folgenden:
Die krankmachenden “Schwingungen des Patienten können von der Oberfläche abgegriffen (Antennenwirkung) und durch ein Kabel in ein Therapiegerät geleitet werden“ (so die Beschreibung des Herstellers dieser Therapie-Apparatur)
Das Prinzip der Bioresonanz wird nicht nur als Behandlungsverfahren, sondern auch bei der Allergie-Testung angewendet. An der Universität Wien wurde diese Bioresonanz-Allergie-Testung wissenschaftlich untersucht.
Es stellte sich heraus, dass die Ergebnisse dieser Allergie-Testung nicht wiederholbar waren. Die hohe Rate von Fehldiagnosen lag bei 63 Prozent (1)
Die “Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind“ (AAK, Herborn) berichtet in ihrer Mitgliederzeitschrift (2) aus einem in der medizinischen Fachpresse erschienenen Artikel über die Therapie mit dem Bioresonanz-Gerät BICOM, mit welchem Allergien gelöscht werden sollen. Dieses Gerät sehe dem sogenannten “Elektrometer“ der Scientology-Sekte, einem Gerät zur “Gehirn-und Seelenwäsche“ täuschend ähnlich; auch dort tauche der Begriff “Löschung“ von unerwünschten Gedanken auf. Es wird befürchtet, dass Jugendliche, die als Kinder bereits mit Bioresonanz behandelt wurden, nicht mehr so misstrauisch sind, wenn sie mit Scientology-Instrumenten und Scientology-Methoden konfrontiert werden (3,4)
Stiftung Warentest warnt in ihrem Buch über alternative Medizin sinngemäß: Die Gefahr der Therapie mit Bioresonanz liegt darin, dass den Patienten eine Sicherheit und eine therapeutische Wirksamkeit vorgegaukelt wird und dadurch wirklich notwendige (und wissenschaft1ich gesicherte) Behandlungsmaßnahmen unterbleiben. Stiftung Warentest stellt weiterhin fest: “Es gibt keine Dokumentation über die Wirksamkeit dieser Methode. Die Bioresonanz-Therapie kann nicht empfohlen werden. Sie muss als Spekulation und Irreführung des Kunden gelten“ (5)
Das baden-württembergische Sozialministerium hat die Krankenkassen darauf hingewiesen, dass Bioresonanz-Therapie “Scharlatanerie“ ist (6)
Mit Bioresonanz-Therapie können Allergien weder festgestellt, noch gelöscht werden! Entsprechende Berichte von Bekannten oder Verwandten über eine erfolgreiche Behandlung sollten Sie kritisch werten. Denken Sie daran, dass diese Menschen sehr viel Geld für diese unorthodoxen Therapien bezahlt haben, und dass es allein schon deswegen wirken muss (sogenannter Placebo-Effekt).
Sparen Sie Ihr Geld oder investieren Sie es besser in die Ausstattung eines allergenarmen Kinderzimmers. Ihr allergologisch erfahrener Kinderarzt wird Ihnen hierzu gerne Ratschläge geben.
Literatur:
- Allergologie, Heft 4/1993, 5. 144—145
- Blitz—Tipp mmi, Informationsschrift der AIXK, Juli 1995
- Medical Tribune vom 30.6.1995
- Ärzte—Zeitung vom 1.9.1995
- Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Vertrieb Stuttgart
- Ärzte—Zeitung vom 15.9.1995
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