Koliken

Schreiphasen beunruhigen die Eltern vieler kleiner Säuglinge vor allem in den ersten Wochen und Monaten.

Die Hebamme benutzte das Wort „Koliken“, in der Erwachsenenmedizin eine Bezeichnung für schwerste, unerträgliche Schmerzzustände, zum Beispiel bei Gallen- oder Nierensteinen.

Die Oma weiß: „das sind Blähungen“. Die entblähenden Tropfen kommen aber gegen die heftigen Beschwerden nicht an!

Dem Kinderarzt berichtet die Mutter: „das Kind quält sich“, und die Mutter leidet mit!

Wirklich eine Qual?

Beobachten wir genauer:

viele Kinder pupsen, lachen uns dabei aber freundlich an und wir bedenken diese Situation mit einem Grinsen oder einem munteren Spruch.

Beim Schreien kommt es zu einer Anspannung der Bauchmuskulatur („Bauchpresse“), wodurch Luft aus dem Darm herausgedrückt wird. Aber ist diese Luft wirklich die Ursache für das Geschrei?

Das heftig schreiende Kind beruhigt sich, wenn es herumgetragen wird. Die Mama (oder der Papa) laufen unentwegt auf und ab: Ruhe. Aber Stehenbleiben oder Hinsetzen sind nicht geboten, sonst droht umgehend neues Geschrei! Sind die „quälenden Koliken“ wirklich nur beim Stehenbleiben vorhanden und dann wieder verschwunden?

Vormittags ist alles noch ganz erträglich, aber am späten Nachmittag/Abend dauert das Geschrei u.U. mehrere Stunden. Blähungen immer nur spät nachmittags und abends?

Nach unseren (Erwachsenen-) Maßstäben reagieren kleine Säuglinge auf Nichtigkeiten mit Geschrei. Je nach Vorlieben des Kindes sind Anziehen, Ausziehen, Baden … mal beliebt, mal mit heftigem Geschrei verbunden. Anziehen oder Baden, eine Qual? Hemd über den Kopf Ziehen eine Tortur? Na ja, unangenehm vielleicht… bestenfalls!

So wird ein Schuh draus:

offenkundig gibt es immer dann Geschrei, wenn es fürs Baby nicht so angenehm ist, wie es sein könnte oder wie das Kind es erwartet. Nicht Schmerzen sind der Grund: Eben noch, solange der Kinderwagen geschuckelt wurde, war das Baby still und friedlich.

Jetzt, wo er stillsteht, kehrt nach einigen Momenten Unruhe ein.

Ein kleiner Säugling hat keine differenzierten Äußerungsmöglichkeiten. Alles was als unangenehm erlebt wird (das kann auch heißen: nicht so angenehm wie vorhin noch), führt zu Geschrei.

Unser Übersetzungsfehler besteht darin, dass wir mit diesem Geschrei umgehen, als schreie ein Erwachsener. Der täte das in der Tat nur, wenn es ihm sehr schlecht ginge.

Wir kommen der Sache schon näher, wenn wir uns nicht einen Erwachsenen, sondern ein zwei- dreijähriges Kleinkind vornehmen. Stellen Sie sich vor, es stößt sich abends kurz vom Schlafengehen das Köpfchen. War eigentlich gar nicht so schlimm. Haben Sie doch gesehen. Aber das Geschrei, das Sie geboten kriegen, ist schon beeindruckend. Was Sie nun tun, ist das gleiche, wie beim schreienden Säugling: beruhigen, streicheln, trösten.

Aber: innerlich sind Sie nicht  betroffen, besorgt. Sie glauben nicht, dass es „sich quält“. Sie sagen zu einander: „…ist einfach müde“

Tipp:

Gehen Sie mit Ihrem Baby um, wie mit einem Dreijährigen: Natürlich (!) sollten Sie ihr Baby trösten, aufnehmen, herumtragen … Aber leiden Sie nicht mit! Wenn ein Baby auf alles Unangenehme mit Geschrei reagiert, wird es auch auf den Stress der Eltern so reagieren. Gelassene Eltern haben auch meist gelassenere Babys.

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